Anfrage von Leonard Ennen zur Anfertigung einer Wallraf-Biographie vom 15. Mai 1856

Archivsignatur: HAStK, Best. 608 (Kulturdezernat), A 163 (Wallrafs Testament), fol. 8–9.
Transkription: Elisabeth Schläwe

fol. 8r

Hochgeehrter Herr Oberbürgermeister!

Es scheint billig, daß dem Manne, der auf den Dank der Stadt

Köln den gerechtesten Anspruch hat, ein literarisches Denkmal

gesetzt werde. Ich habe mir darum vorgenommen, eine Biographie

des seligen Ferdinand Wallraf abzufassen u. hierin namentlich das

wissenschaftliche u. Kunstleben Kölns am Ende des vorigen u. im

Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts näher zu würdigen.

Zu diesem Zweck ist mir die Einsicht der auf dem städtischen

Sekretariate liegenden wallraf’schen Papiere unumgänglich

nöthig. Es ist mir aber wegen Mangels an Zeit unmöglich, diese

Papiere alle in loco durchzuarbeiten. Ich möchte mir darum

an Ewer Hochwohlgeboren die ergebenste Anfrage erlauben,

ob mir die fraglichen Papiere nicht für eine kurze Zeit

gegen Revers hierher geschickt werden könnten; jegliche

Verantwortlichkeit würde ich übernehmen.

Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung verharret

Ewer Hochwohlgeboren

ergebenster Diener

Dr. Ennen, Vikar.

Königswinter den 15. Mai 1856.

fol. 8r

Hochgeehrter Herr Oberbürgermeister!

Es scheint billig, daß dem Manne, der auf den Dank der Stadt

Köln den gerechtesten Anspruch hat, ein literarisches Denkmal

gesetzt werde. Ich habe mir darum vorgenommen, eine Biographie

des seligen Ferdinand Wallraf abzufassen u. hierin namentlich das

wissenschaftliche u. Kunstleben Kölns am Ende des vorigen u. im

Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts näher zu würdigen.

Zu diesem Zweck ist mir die Einsicht der auf dem städtischen

Sekretariate liegenden wallraf’schen Papiere unumgänglich

nöthig. Es ist mir aber wegen Mangels an Zeit unmöglich, diese

Papiere alle in loco durchzuarbeiten. Ich möchte mir darum

an Ewer Hochwohlgeboren die ergebenste Anfrage erlauben,

ob mir die fraglichen Papiere nicht für eine kurze Zeit

gegen Revers hierher geschickt werden könnten; jegliche

Verantwortlichkeit würde ich übernehmen.

Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung verharret

Ewer Hochwohlgeboren

ergebenster Diener

Dr. Ennen, Vikar.

Königswinter den 15. Mai 1856.

fol. 8ar

Gleich nach dem Absterben des

Herrn Professor Wallraf am 18 März 1824

hat dessen Freund und Testamentsvollzieher

H Marcus Dumont-Schauberg eine

biographische Skizze von Ferdinand Franz

Wallraf durch Herrn Smets unter

Benutzung der im Nachlaß vorgefundenen

Schriften angefertigten lassen und im Beiblatt

der Kölnischen Zeitung vom 3 Juni und den

folgenden veröffentlicht.

Diese Biographie wurde noch besonders

abgedruckt nebst Wallrafs Bildniß, nach einer

Zeichnung von Carl Begas, kam in den

Buchhandel und ist noch bei Dumont Schauberg

zu haben.

Die zum Nachlaß des H. Prof. Wallraf

gehörigen Papiere lagen im großen

Wohnhause desselben, zerstreut, sie wurden

gesammelt, und was des Aufbewahrens

werth befunden wurde, aufgezeichnet

und in zwölf großen Capseln aufge[ho]ben.

Diese Papiere und Schriften bestehen

nach dem vorhandenen Verzeichniß in Folgendem

I. Wallrafs Anstellungen, Befürderungen

Ehrenbezeugungen.

II. Dessen Correspondenz mit Gelehrten und

 

fol. 8av

und andern Personen sämmtlich

alphabetisch geordnet.

III Dessen Vermögen betreffende Stücke

            A. Büchersammlung

            B. Antiken

            C. Gemälde

            D. Kupferstiche

            E. Mineralien

            F. Münzsammlung

            G. Geschenke.

            H. Forderungen

            I. Ausgeliehene Gegenstände

            K. verbriefte Schulden.

            L. verschiedene Rechnungen von Handwerkern

            Kaufleuten etc.

            M. Verhandlungen und #Berufungen

            mit der Schulverwaltung

            N. DomProbstei Gebäude

IV. Das Stift von S. Maria in Cap. betreffende

Gegenstände

V. Sammlung des Baron v. Hüpsch und

dessen Hinterlassenschaft

VI. Hardy

VII. Aestetick, Plastick

VIII. Inschriften, Grabschriften

IX. Wallrafs sonstige Schriften

X. dessen prosaische Aufsätze

XI Medizinische und naturhistorische

Gegenstände

XII Numismatik

 

fol. 9r

XIII verschiedene Schriften und

Nachrichten über das Studienwesen

 

Alle vorbezeichneten Schriften bestehen

meistens in einzelnen Blättern,

und sollten deren Benutzung zu

einer ausführlichen Biographie gestattet

werden, so müßten diese an ihrem

Aufbewahrungs Orte geschehen.

Jedenfalls scheint es rathsam eine

solche Biographie erst dann vorzunehmen,

wenn die zum Wallrafschen Nachlaß gehörirgen

dermal an verschiedenen Orten aufbewahrten

Gegenstände in dem zu errichtenden

MuseumsGebäude sämmtlich aufgestellt

besser übersehen werden könnten.