Wallrafs zweites Testament vom 25./26. Mai 1816
Archivsignatur: HAStK, Best. 1105 (Ferdinand Franz Wallraf), A 27 (Letztwillige Verfügungen), fol. 10r–24r.
Transkription: Elisabeth Schläwe
fol. 10r [Umschlag]
Ich Unterzeichneter erkläre diese meine
vielleicht letzte Verfügung fur den Fall
[mei]nes unvorgesehenen Hinscheidens. Eigend[händig]
[unterschriebe]n. Cöln d[en] 26 Mai 1816
Ferdinand Wallraf [Professor]
[fol. 10v, 11r unbeschrieben, fol. 11v zweites Siegel, Detailaufnahme im Beitrag]
fol. 10r [Umschlag]
Ich Unterzeichneter erkläre diese meine
vielleicht letzte Verfügung fur den Fall
[mei]nes unvorgesehenen Hinscheidens. Eigend[händig]
[unterschriebe]n. Cöln d[en] 26 Mai 1816
Ferdinand Wallraf [Professor]
[fol. 10v, 11r unbeschrieben, fol. 11v zweites Siegel, Detailaufnahme im Beitrag]
fol. 12r
Pag 1
Im Namen der hochheiligen, dreieinigen und
unzertheilten Gottheit
Ich Ferdinand Franz Wallraf gebohren in Cöln von
Caspar Wallraf und Elisabeth Nettesheim beiden
alt-cölnischen Stammes – getauft in der Pfarr[e] Kl[ein] S.
Martin (jetzt S. Mar[ia] im Capitolio) 1748 , den 20 Jul julii –
im Jahr 1769 als Prof[essor] im Montaner Gymnasio ange-
noh/mmen, und von der untersten Stufe der
gymnastischen Lehrfächer nun 47 lang Prof[essor] an
der Universitaet, der Philosophischen und hernach der medizinsch[en] Facultaet
ordentlicher Doctor und Profesor ordenarius und der letzten erwählter Rector
magnificus der Universitaet; als solcher nach einer fast
sechsjahrigen, durch die Revolution so unruhigen
Regierung und Führung dieses mir durchaus uneintraglichen Amtes, wegen
nicht geleisteten Französichen Eid abgesetzt; ein Jahr
darauf aber von der französ[ischen] Vorstehern zur Fortsetzung
meiner verschiedentlichen Lehrstellen zurückgerufen
und bey # veränderten Lehrinstituten hierselbst noch wirklicher offentl[icher]
Lehrer - geistlichen Standes Canonicus B. V. in Capitolio
(als Prof[essor] bei der Med[izinischen] Fakultät) zuletzt für die zu
späte Belohnung einer fast 35jährigen gymnas[ial] und philolo[gischen]
Section nur ein Jahr lang für das Professorat und das theure Rectoral-
amt am schlecht belohnten gewesener Canon[icus] in S. Aposteln,
Mitglied verschiedener, auswertiger, geleh[rter] Gesellschaft etc. etc.
erkläre in dieser Schrift meinen letzten
Willen.
fol. 12v
pag 2
Indem ich in christcatholischen Glauben und im Ver-
trauen auf die Barmherzigkeit des allerhöchsten
Richters unserer Fehler, Thaten und Saumsee-
ligkeiten, in dem besten Frieden mit Gott und
mir selbst und meinem gewi oft beunruhigten
und schwankenden Gewissen und mit allen Menschen
selbst denen, die mich verkannt haben, zu sterben
begehre und wünsche – so bitte ich Gott, daß er
mich noch zeitlich auf den sichersten Weeg des
Heils führe – ich bitte Verzeihung von allen Leben-
den und Todten, die ich durch Argerniß (selbst
wie sie sich es einbildeten) durch unbillige, auch mir
nicht so eingebildete Handlungen – durch jede Art #einer
fremder Sünde beleidiget, vervortheilt oder
verführt hab oder haben könnte.
Meiner lieben Vaterstadt jederzeit getreu,
für sie und für das dauernde Wohl unserer
Mitbürger viel duldend, unternehmend,
rettend, was ich je konnte, freue ich mich
Vieles, was anderen durch Gelegenheit oder durch
zu wenigen Muth und durch Gleichgultigkeit
ums gemeine Wohl unmöglich und undthunlich war
in meinen Tagen erstrebt und angefangen zu haben wenn
wenn auch nicht alles, wie ich’s wollte, vollbracht ist
zu haben – das ich aber, wenn nur Gott mir das Leben
fristet, ich noch auszufuhren bedacht seyn werde.
Dieser meiner Vaterstadt und ihrer Gemeinde
weihe ich daher auch meine zusammengebrachte
Habe, welche ihr zur dauernder Ehre, zum offentlich[en]
Nutzen ihrer ehemal zu sehr vernachlassigten
Jugend # angedeihen und von der höhern Regierung
die #aus #gut # in Schutz und Beforderung
genommen werden
möge.
fol. 13r
Pag 3
1. Aus der reinesten Absicht geschah es daher, was ich
darin that und wünschte, und aus uneigenutzigen
Grunden that anfieng, indem meine Familie mir ohnehin
mehr schuldig ist, als ich ihr schuldig bin, da ich daraus
nicht einen Sohn für mich und meine Absichten und
meine Realerbschaft aufbringen und aus untuchtigen
verwachsenen, verkrüppelten oder schon in der frühen
Jugend verdorbenen Buben nichts bilden und nichts
tuchtiges oder edeles an Gefühl und für Tugend
und höhere Wissenschaft erwarten konnte.
2. Meine, nur immer fur allgemeine Zwecke zum Wohl
der Stadt Coln bestimmte Habseeligkeiten und Seltenheiten, die ich
mit vielen Entbehrungen meiner, mir sonst freigestandenen
Anwendung zu Lebensfreuden, Reisen etc. – mühesam
und mit Kennerwahl meistens zusammengebracht hab,
sollen also ihren Zweck nach meinem unvorgesehenen Tode nicht verfehlen. Ich will
um meinen Verwandten so viel zukommen zu lassen, als sie
selbst bey ordentlicher Verwendung für mein Leben, vielleicht
lange nicht erhalten hätten und ich weis es auch,
warum ich es so und nicht anders einrichte, am
besten – und so glaube ich meinen Willen gegen jeden
Vorwürfe Vorwurf gerechtfertiget zu haben.
Meine Sammlungen sollen nicht zerstreuet, ver-
schleudert oder verkauft werden. Sie bestehen an der Zahl
1tens in Gemälden welche etwa zu ad 4-500 steigen
werden. bestehen a aus den ersten fast unbekannten
Zeiten der Cölnischen Schule – vom Jahr 1000–1001 an bis
in unseren gegenwertigen Zeiten 1816 – unter ihnen
sind mehrere von 1000–800–400–100 R[eic]hst[a]l[er] an Werth
so wohl aus Seltenheit an dem Schönheit wegen – ich spreche
fol. 13v
pag 4
das hier aus was fremde Kenner selbst mir für manches schon beinahe angebothen haben.
b. Aus Stücken der italianischen Schule, welche etwa zur
Zahl von 60–70 etc. steigen mogen – hier finden sich mehrere
von den ersten Meistern – auch Stucke von 100–700 R[eic]hst[ale]r
c Aus eine [?] großen Sammlung von allerhand anderen Schulen
selbst der teutschen Schule. Albert Durer. Cranach,
Roos, Rembrandt, Bloemart, (Rubens gehort nur zu colnischen) (doch
auch hier) v. Dick, Jordans etc. etc. auch sonderbaren
Landschaften.
3. Ich wunschte schon lang, daß diese Sammlung den Jesuiten Collegio in den
2ten Stocke Flügel oben über worin H[err] Director Dr. Seber wohnt mit Durchbrechung
des 3ten Stockes und einer Formation von 3 großen und einem kleineren und
von die Breite der ganzen Gebäude betragenden die
Säälen mit Licht auf beiden Seiten eingerichtet würde, worunter
die oberen Fenster nur mit neuen großen
Rauten durchscheinend waren. Die untern aber
mit – beweglichen spanischen Wänden worüber
noch Gemalde hangen konnten, geschlossen wären,
hinter welchen die noch dableibenden Glasfenstern des
2ten Stockes mit Glas schonen Glasgemalden, die im Collego schon vorrathig sind, zum
durchscheinen bedeckt wurden. Die oberen Fenster
des 3t[en] Stockes bekämen roulleaux. Die Zwischenwände von 9 Zimmern auf jedem der 2 Stöcke
fielen also weg. Auf dem Boden über H[errn] Director
Seber kamen stehende Pfeiler mit oder
Fachwerk mit alten Brettern des aufgehobenen Bodens beiderseits ausgefullt
zu stehen, diese Pfeiler in etwa zu 4 oder 8 holze-
nen Zwischenwänden werden mit Papier uberklebt und
fol. 14r
pag 5
mit Wasserfarb angestrichen worauf die Gemälde nun gehangen
wurden. In der Mitte aller thure Wände mussten
Thüroffnungen angebracht werden, wenigstens zu 7 ½ oder
7 ½ Fus also fast 8 Fus Höhe, 5 ad 6 Fuss Breite, nach
dem die Austheilung der Bilder einer Schule es
erfordert, das auf diesem mit durchbrochenem Oberstock jetz ad 24 Fuß Stock Hohe
uberall im Durchgange gleich – eines von diesen
Zimmern hielt also nur ein Fenster beiderseits
und formierte ein nur etwa 11–13 Fus breites
Zimmer, aber eben hoch wie die anderen, worin die kleineren
Gemalde beiderseits gehangen werden konnte, dieses
schmalere Zimmer empfing so dann beiderseits
neben den Thure eine zu schließende Gitter-
beschränkung – von Drath oder Lattenwerk, damit
die kleine Gemälde nicht von jedem abgenohmen werden
könnte.
fol. 14v
No 4
Pag 6
Auf dem Gange Corridor der Bureaux werde irgendwo
entweder in einem #er b #sitzt Zimmer oder von einem Zimmer eine gute
Treppe für 2 oder 3 Menschen nebeneinander, auch gebrochene Treppe, angebracht.
Da werden die Besucher heraufgefuhrt – treten unter
dem jetzigen Dach zu Hofe hin in einen erhellten 4eckigen
Raum, woraus sie in erste Zimmer der Antiken
kommen. Dann die 2 #nebenander liegende Zimmer
mit alten und bis zum 17t[en] 18 saeculum durchgereihete
colnische Gemalde pasiren und so in den ersten
colnischen grossen Saal eingehen. Dieser erste Saal
schließt sich mit seiner Wand, weil alle andern
Zwischenwände beider starke #profitirt werden an das jetzige
Abtritte Mauer, so das neben der nun
geschlossenen Abtrittethur ein Anschluß-Eingang zum Corridor
entsteht #wo die #professen oder jetz H[err] van Loo
wohnet.
5. Gleich anfangs auf diesem ehemaligen Corridor den Professen
wird die erste schmale Kammer zu Brandmaterialien,
Utensilien etc. angewand, die #zwey folgend[en] fur ein
#ein #untergebrachte Wohnung des Aufsehers, noch eine für meinen Aufenthalt
u[n]d 2 oder 3 andere fur meine Kupferstiche u[n]d Zeichnungssammlung,
wozu der von Paris zurukgekommende Rest geschlagen
werden möchte angewandt – Die schönste darunter
von alten und auch neuen Kupferstiche jeder 20–30 wird so wohl als die
vollkommenste erhaltensten Zeichnungen werden in Glas und
Rahmen gesetzt. – Hier würden auch die Bücher,
welche über Malerei oder Kupferstiche handeln aufbewahrt,
wenn sie nicht besser in Schubladen auf den
Malerei Zimmer selbst passen.
fol. 15r
pag 7
6. Man wird bemerket haben, daß die Zimmer u[n]d
wo jetz die geha#sch #wünne stehen
der ganze Flugel nach der Marcellenstraße
zur Gasse der nach der Marcellenstrasse geht
nicht oben durchbrochen, sondern in seiner gegenwartigen
Form bleiben konne. Er bekommt aber neben # jetzigen # Cabinet Zimmer zwischen
zwei Wänden eine Treppe zum zwei obern Stock zu steigen. Auf
diesem oberen Stock, wo #von jetz die Schlussel nicht
gefunden worden sind – bleiben und und wo ich
noch viele Malereien auf den ersten Zimmern
stehn habe, auch noch andere ubel verwahrte stehen – werden nur
auf dem obern grosse Zimmern, wo das zum ersten grossen
Zimmer colnischen Malereien Zimmer gehorige grosse Ecce homo
von cölnischen Capuciner Bruder Damian, welcher
ein Schuler von Maritti war, auf diesem
Zimmer wird noch eine Sammlung alter Sculpturen
in Holz, Marmor (wenn diese nicht unter #her
versetzt wird) errichtet. Dan werden hier Copier-
und Reparirungszimmer eingerichtet etc. etc.
NB. Auf 4 den grossen hohen Gemalde Zimmern
gegen den Morgen und den Abendhoff werden
jederseits der zwey der unteren Fenstern
bis auf den Boden ausgebrochen – dadurch da
diese Zimmern mit Teppichen von Leinen oder anderm
Tuche bedeckt seyn müssen – so werden jedes
mahl diese Teppichen eines Zimmers aufgerollt
und auf die Höfe hinausgelassen, um dort
geputzt zu werden. Item oben am Dache werden
auch #dort lange Balken mit Flaschenzügen angebracht,
weil man die grossen Gemalde durch die ganz offenen Fenster
bei jeder Gelegenheit ein und auslaßt.
fol. 15v
pag 8
7. So #weit über die Kupferstiche und Malereien.
Ich schlage aber vor, daß auch wenn ich aus
# Ankauf der Stad oder des königl[ichen] Beherr-
schers oder aus desselben mir noch mogliche Verfugung
eine hinlangliche Summe herauskommt, so wohl
Gemalde als Kupferstiche, die in der colnisch[en]
Sammlung noch fehlen, auch andre Dinge, z. B. Steine,
Antiquitäten, koln[ische] Seltenheiten, Naturalien bey zu-
schaffen fortgefahren werden müsse.
8. Das Naturalien Cabinet, welche zum Theil im
Collegio zum Theil noch in meiner Wohnung etc. abge-
sondert liegt, bestimmete ich gerne, wenns möglich wäre,
auch den Gang zur #Archive mit beiderseitigen
Fenstern,# woruber doch der Durchgang zum
Archiv nicht gesperrt würde.
Sonsten aber, wiewohl ungemächlich zum Hingehen,
konnte es auch auf dem obersten Stock im großen
Dortoir, gegen den Garten und Hof errichtet werden
und werde dort schon aussehen. Es hätte 2 Aus-
gänge und Nebenzimmer zum Arbeiten,
Putzen, Ausstopfen etc.
Ich errinnere, daß das Naturalien Cabinet
fast nur #Muster in Glas, Kasten verschlossen
seyn müsste – und daß zu den offentlichen Lecturen
zum täglichen Zeigen, zum Zerschlagen und Stehlen der Candidaten ein anderes
mit nur nothwendigen exemplarien gegenwartig
irgendwo unten hier gegenwartig seyn musste, das
oben aber alles nur unberührt gezeigt werden müsste.
fol. 16r
pag. 9
Auch die besseren Mineralien und Steine, des seitherigen
das antiquitaten # #Schulcabinetts müste dazu
kommen. – Ubrigens wäre in gehorigen
Jahrzenten das grosse Museum der Naturalien
den Candidaten alle malen ein oder 2mal zum
Studium geoffnet.
9. Das Antiquitaten Cabinet, welches ich anfangs
zwischen die unteren Zimmer des Pfortners Concierge legen wollte,
wäre dennoch besser in den hintern Flügel
gegen Morgen neben der Kirche angebracht.
Da diese 2 ad 3 Schulen zu Vorlesen alle nicht mehr
gebraucht werden würden, so kamen in die
zwey grossen Schulen an die Fenster und
Wenden die Ard. inter ple# # #
auf Repetorien (die man aus dem jetzigen unbrauchbaren #Natura
nehmen könte). Die vasa utensilia in glas# marmor
#thor, die besten etc. der romische supellex in
dem Gewolbe daneben, worin eine starke Thur ange-
bracht und durchbrochen wäre, die Munzen, alte geschnittene Steine
und andere Singularia – im 1ten oder 2ten Zimmer were
die Vorlesung – im dritten werden Waffen und
teutsche Alterthümer ausgestellt – im Vorlese
Zimmer ware eine Bibliothek von antiquarischen
Schriften und Buchern etc. Diese Zimmer
haben gegen den Garten hin starkes Gitterwerk,
gegen den Hof waren sie am besten verwahrt,
wen ein bestandige Soldaten Schildwach ambulierend uber
die 2 Höfe – gesehn von Spitzbuben oder von
#Feuern bemerkte.
fol. 16v
pag. 10
Werth der Gegenstände
Meine Malerei Sammlungen, welche sich fast auf
450 oder mehrere erstrecken, enthalten viele
seltene und kostbare von Kennern hochgeschatzte Stucke.
Die stadcolnische Meister-Sammlung ist nicht anders
mehr zusammen zu erhalten und hat fur
unsere Stadt einen unschatzbaren Werth, indem
ich auch wirklich data gesammelt und im Kopfe
habe, sie als eine solche zu beschreiben, indem
die ubrige Welt selbige so wenig kennt und #nur
fur unsere eigene Ehre nicht Gefühl und Regung
genug hatten.
Die ganz Meine ganze Gemalde-Sammlung mag
nach verschiedenen Taxen, wovor schon lang Originalien
existiren, samt dem Werth noch bisheran dazu-
gekommenen Stucken etwa auf über 40000 Gulden
anzuschlagen seyn. Besonders wenn man die durch mich
von den Franzos[ischen] Domainen durch hohe Vorsprach noch erbethene und erhaltene
schone Stucke Stucke als das grosse Altarblatt
S. Frani die Stigmatisation des H. Franciscus die
von Rubens<7span>, die Verklarung der H. Theresia, Altar-
stuck aus den #beschut[en] Carmelitern von Seghers, die Erhe-
bung der gekreuzigten Erlosers von Le Brun
aus der Creuzbruder Kirche, eine Pieta von Carav#
aus den Capucinern – mehrere schone grosse Gemahlde
von unserm Schutt, Hulsman, Pottgieser, Herregout, die
ich selbst theils durch Fürsprache unseres H[errn] Maires
von Witge[n]stein, theil durch eignen Sollicitaten und
Wachsamkeit der Stadt erobert hab, #diese #nimmt,
wie es ohne Bedenken geschehen muß.
fol. 17r
pag 11
Unter den alten colnischen sind Stucke von 1000–500,
andere von 100 bis #heeb mehreren zu 80–50 Gulden
und noch daruber.
Die italianische, teutsche und niederlandische Schule hat ihr
mehrere Caracis, Raphaels wenigsten in alten schonen Copien,
Larfrancos, Paul veronese Titian, Pietro Testa
Tintoretti, Dionys Calvart Quedo und seine Schüler
Caravaggio, Poussinus, Lafo, Rosa etc. etc. Ihre Rubens, van Dyck
in mehreren Stucken, Rembrand Ruisdal, Vonthorst, Blomarth
Teniers, Albr[echt] Durer, Cranach, Rosa, de Harres,
Brenghels, Jordans, etc. etc. etc. Zugleich ist in der
Colnischen und andern Schule auf die alte Trachten in schonen
Costumen Rucksicht genomen worden etc. Die
durch meine Aufregung und Bemühung noch hin
zu gekommenen kostbaren Stucke schaffen der
Sammlung wohl nun beilaufigen Werth von 100000 Gulden.
Rechne ich nun die 15 ad 16000 Kupferstiche
auch in #grosen Werken und nun fast 800 bis
1000 sich erstreckende Sammlung Zeichnung, wobey
bey 300 schon Original befindlich ist sind. Rechne
ich Glasmalereien etc. hinzu so wird jene
Summe gewis completirt seyn.
Die Naturalien-Mineralien-Sammlung ist schon zu 10000
Franc angeschlagen worden, sie hat verschiedenen
Prachtstuck besonders in christall #
Cristalen und Edelgesteinen, #petrifacten etc. etc.
Eine schone Sammlung von Edelgestein, worunter
die Diamanten in 7-8ligen Farben und naturlichen
Christallformen
fol. 17v
pag 12
etc. vorhanden sind. Sie war schon vor langer Zeit einmal für 12000
Franc geschatzt.
Die Antiquitaten Sammlung ist # nun merkwurdigen
Vaterlandische, sonder auch aus Italien selbst
die mehrere Stucke eingekaufte Sammlung
sie hat Statuen, Busten, Idolen, Be# von # Marmor
Stein. #
schon alten vorrath von romische und auch hier
gefundene Glasern, von allerhand utensilien
romische # legionssteine etc.
Eine Sammlung von
vielen romischen Münzen fast 1000 in silber und fast
3000 in Bronze etc. besonders aber ein Sammlung
antiker geschnittenen Steine, selbst griechichen und
etrierschen und egyptischen Ursprung # mit der
# Namen der Meister etc. Diese Sammlung
von etwa 120 ad 30 im ganzen erreicht einen Werth
von 2000 Gulden und daruber indem Stucke von 20#
Carolin darunter sind.
Hinzu kommt noch eine betrachtlich[e] Sammlung
Reichsmunzen besonders Scheidemunzen von Westphali[schen]
Reich. von #p Medaillen per # etc.
unser alte diplomati, Siglen, teutscher, h#
Waffen etc.
Die Sammlung von Buchern, Colnischen incunabeln,
Evangeliarien selbst mit ganzen Blattern gold Buchstaben
im Text, eigenhandigen Manuscripten von Albertus Magnus, von alten
teutschen Gedichten, # Evangeliaren, M[anu]ss[cripten], Classikern,
fol. 18r
pag. 13
Selbst die ubrige Bibliothek, wie auch wohl die
rare theure Sammlung der Erdgeschichten, Steine bin
ich wohl gesonnen bis zu meinem Absterben mir
vorzubehalten, damit ich selbst noch brauchen und
vergrosseren kann.
Man und # # lich ungefehr beschaden konnen, dass
diese Sammlung meiner mit so vieler Aufopferung
meiner Liebe und meiner Lebensruhe fur ein dauernde
Ehre der Stadt Coln zusammengebracht sey – und
doch ein unersetzlicher Schade ware, wenn ich durch
vernachlassigte Rucksicht auf meine Person oder auf
den fur Coln und die # unschatzbaren Werth gezwungen werde
sie irgendanderswo hinzutragen.
Es ist unter dieser Voraussetzung, dass die Stadt und
die neue konigl[iche] Regierung # auf die Zusammen-
haltung eines solchen Schatzes alle Rucksicht nehmen
wird, mein Wunsch und Wille dass sie hier in Coln
– in hoc loco – besonders bey der nun ange# enden
und fast angesprochenen Hoffnung der zu erlangenden
und hier # perpetuirenden Universitat hoheren
Rangs – zum Wissen, zur Ehre und zum
Stolz unserer Stadt unverrückt und unange-
tastet bleibe und selsbt eine Zierde der
Stadt bleibe – wenn auch schon, was der Himmel
behuten wolle, durch unvermuhte Zufalle
diese Stadt ein andere Obrigkeit erhalten wurde
#woher ich die feierliche Garantie der Regierung anspreche.
#der # die Stadt und meine Exekutoren ansprechen
lasse.
fol. 18v
pag 14
Diese Masse meiner Habe schenke, oder vermache,
ich der Stadt Coln, unter der Obhut der Konigl[ichen]
Preus[sischen] Regierung freiwillig, mit Liebe und Dank,
dass ich ein Colner bin und zum dauernden
Muster, dass auch nun andre Colner, welche
Kunst und Wissenschaft lieben, aufgeregt werden
mogen, auch wieder grosse Dinge fur ihre
Mitburger und ihre Stadt zu unternehmen und
zu vollfuhren, wie sie unsere edle Vorfahren
gethan und geleistet haben.
Ich hoffe, dass auch nicht nur alte Colner, sondern
auch nun neue Burger Cölns, für die
Vermehrung dieser Vorrathe und Institute eben
so besorgt seyn werden! Ich wiederhohle, daß
die schatzbare Summe dieser Gegenstande
auch fast ohne die Bucher und Manuskripten
Sammlung wohl zu 70000–80000 Tausend R[eic]h[s]st[a]ler / Gulden steigen
konnte, ja wenn sie auch einige tausend
wenige betrige, so #treffe ich bey der
Hoffnung, daß die Stad aber sie mit Bei-
stimmung der Regierung (nun lebend oder
tod funf und zwanzig Jahre lang wenigstens
jahrlich zweitausend preussische Thaler ohne ander Ehren
vortheile zukommen lassen konnen, woruber nun
meine Freunde, von welchen ich zur Vollziehung oder auch
zum Beirath meines Willens moege benennen werden,
sich # sie eine Absicht beworben
werden.
fol. 19r
pag 15
Forderungen des Erblassers
Aber wo ich nun noch eine verarmte schwester-
liche Familie # aEltern mit 6 Kinderen
habe: als Caspar Alexius und Caecilia Wallraf genannt Alexius,
seine Frau meine Schwester (beide uber sechzig
Jahrige alte), dann deren 6 Kinder Caspar und
Lisette Alexius, als immorale Menschen zwischen
20–30 Jahren verhaftet zu Brauweiler im Arbeitshaus, Ferdinand Alexius sitzend im
Arresthaus in Coln, als ein mir gefährliches und #
immoralisches Subject – Antoinette Alexius und
Wolter Alexius diese beide noch guter, arbeitsamer christlicher
Natur und Marianne Alexius, die auch schon
einmal zu Brauweiler sass, jetzt Dienstmagd ist
und vielleicht noch zum besseren zuruckkommen
wird.
So ist es mir noch einige Pflicht fur diese
Familie zu sorgen
und hier folgen deßhalben meine
Verfügungen __ pag. 16
diese anderthalb seite ist noch weis
fol. 20r
pag. 16
A Indem meine Schwester und ihr Mann
sich nicht helfen auch selbst sich nicht untereinander regieren
konnen, so will oder wünschte ich wenigstens,
daß sie zusammen oder separirt in dem Spital zu
St. Caecilien versorgt wurden – obwohl dieses ein Act
von freiwilligen Dank der Stadt gegen mich ware! So bitte
oder empfehle ich es, um daß es desto eher und
gerne geschehe – daß man folgend weiteren Vorschlage
von mir erhoren moge.
Zum verbesserten Unterhalt dieser Leute an
Stube, Bett und Kost vor die andern wollte
ich so lang sie leben fur jeden Kopf 100 R[eic]hst[a]l[er]
hundert R[eic]hst[ale]r und fur Spielgeld jedem 30 R[eich]st[ale]r
jährlich zu reichen billig gefunden wurde. Und
nach ihrem Tode fur jeden noch 24 zugesetzt werden, wovon
12 für christl[iche] Andencken an Messen, und Gebett
##die an 6 an die ubrige Armen des Spitals
fur Gebeth – dann für die Meldung des Todes
an die Kinder dann 6 R[eich]st[ale]r unter diese
ihre Kinder selbst ausgetheilt würde. Dieses
Geld von meinem Hinterlasse vermoegen p# jahrlichen
Pension, wenn ich todt bin oder von mir selbst,
wenn ich lebe, daraus gegeben werden.
A Die zwey zu Brauweiler sitzende Caspar und
Lisette sollen auch daselbst aus dem meinigen,
wenn ich todt wäre, jährlich fünfzehn
R[eic]hst[a]l[e]r empfangen, aber lebenslang dort gut
gehalten werden, wohin ich lebend oder tod der
dortigen oeconomie etwas vergelten
will.
fol. 20v
pag 17
Die zwey noch ordentlichsten Kinder Antoinette und Wolter (so viel nur es
beweist ist) – sollen jedes 2000 R[eic]hst[ale]r zum
zu einem Stande als ordentlich Heyrath oder sonst
zum Nährungs stande erhalten.
Der Ferdinand, der mich schon Geld und
auch Verdruß gnug gekostet hat, bessert
er sich als ehrlich[er] Mann zu nun dauernde Stand
(wiewohl ich glaube, das er schon auf mehr als
einmahl verheyrathet ist) 700,
eben so die Marianne 700 Thaler
empfangen, wenn sie einen Stand anfingen, aber
so daß sie zu erst 200 dann bey guter Zeugnisse
von Ortspolizei und catholischen Pfarrern nach 2 oder
drey Jahren wieder 200, dann im etwas höheren
Alter noch das ubrige empfangen.
Hiemit glaube ich fur meine Familie so viel
gethan zu haben, als ich vor Austrag der Erspa-
rung meiner Praebende kaum werde haben zu
Wege bringen können.
Nachdem ich nun verhaltnißmassigen
fruhen absterbe, so verordne ich weiter
A das mein 60 jahrig[e] Magd Wittib Mungersdorf gleich
baar nach meinem Tode 50 R[eich]st[ale]r und lebens-
langlich 25 funf und zwanzig R[eic]hst[ale]r erhalten
solle – wohfur sie meiner Seele einigen Dank
#thun solle.
B daß ein den ubrigen Jahr Ausgaben und
dann uberschüssen verhaltnismassiger Capital (nach
fol. 21r
pag. 18
Bezahlung meiner Schulden) als Summe genommen
und berechnet werden. Wo sie (vielleicht von 2000
oder dreitausend /3000 R[eic]hst[a]l[er] in Zinsen zu 4 oder 5 Procent
unter einige Kinder in gar stadtkolnische Knaben von Geist und Verst[a]nd
und guter Aufführung jahrlich 10–20 oder
auch in hohen Classen etwas mehr ausgetheilt werde,
wofür auch die Lehrbucher angeschafft, welche doch aber nach
jedem Cursus von ihnen sauber zuruck gegeben
werden sollen, um, so lange sie brauchbar sind,
andern zu dienen. Diese Knaben sollen sich auch
besonders auf Philologie der orientalischen Sprachen
und legen und nicht ohne Kunstkenntnisse
gelassen werden, wobey die von meiner Familie auch zu #berucksichten.
C wieder im Verhaltniß meiner #frohen #oder
wenn eine ordentliche hinlangliche Capitalmasse
noch ubrig ist – entstehe daraus Vortheil fur
die Erhaltung und Vermehrung meiner der
Stadt zugedachten Sammlungen.
Uber meine Bibliothek, welche ich zu meinem Gebrauch
mir noch vorbehalte, werden ich noch lebend im Verhaltniß disponiren,
wie ich sehe, daß meine Wohlthat furs Vaterland
geehrt vom Vaterland selbst und der hohen Regierung
geschatzt wird, bekenntlich sind mehrere rare Manu-
scripten, Incunabeln, Alterthum[er] etc. von betracht-
lichem Preis.
Vielleicht praesentirt sich bey meinen
Executoren jemand, dem 300, dreihundert R[eich]st[a]l[e]r
ausgezahlt werden soll, vererbe ich meine #verfuge
die hier anvertrauen in einem besondern briefe
eigenhandigen Briefe anvertrauen werden.
fol. 21v
pag. 19
Praesentirt er sich nicht im ersten Jahr, so cessirt
dieses, und die halbsch soll dieses Geld soll
dann zur Fundation meiner monatlich 10 monathlichen
wochentlichen Jahrmesse des Colegium unteren
Schule, welche eine eigen Kirch od[er] Capelle zum Gottesdienst
hat, angewandt werden, weil die oder und andre
Vacanz # Wochen dann keine andere fordern.
Ist von den 50000 oder vielleicht 60000 preussischen Thalern bey
meinem fruhen Absterben nun mehr ubrig als das wirklich
verordnete erfordert – dieses gereiche zur Verbesser[ung]
der Sammlung, zur Stiftung eines Gehaltes fur
Aufseher, fur# #brickhause etc. oder gar zur
Verbesserung die armen Studierenden – besonders
wenn ein solch[es] noch ubriges Capital #eg von 20000
–10000 oder auch nur 3000 jetzt zu Verzinsung
ausgethan würde.
Den Stock meiner Verfügung ist also fur meine
Vaterstadt, so viel als meine Familie höchstens
von mir sonst hatte erwarten können, gereiche zu
ihre Heil.
Zur Vollstehung meines Willens ernenne ich unter
dem Schutze des konigl[ichen] Oberpraesidenten, Excellenz
und unsern Oberburgermeister und dann zur
hochstens colnische #Kerckerhauser oder dessen Delegirten, die Herrn
Everhart oder Joseph de Grote, den H[errn] und Doctor Schmitz und
D’hame, den H[errn] Obersecretar der Stadt H[errn] Fuchs
und H[errn] Director Seber. Sie mogen
sich die H[errn] de Noel, den H[errn] Maler Max Fuchs beyfügen.
Urkund dessen hab ich diese Verfugung auf Leben
oder Tod eigenhandig geschrieben und sigillirt, so
geschehen Coln im meinem Zimmer des Olympus, nachts um und nach
12 Uhren den 25–26 May 1816 Ferd[inand] Wallraf Prof[essor]
fol. 22r
PS.
In der Eile, worin diese meine Schrift gefertiget word[en]
ist, mag verschiedene #puncta nicht ganz reiflich,
jedoch mir in zufalligen uberlegt oder ver-
glichen worden seyn, jedoch die Klugen, welche ich zu
executiren meines Willens hieby ersucht habe,
werden nach reiflicherem Bedachtsamkeit daß
besser oder #denthunlichen nun vollkommmen
treffen und da sie meinen Willen im
allgemeinen kennen – uberlasse ich in
Gefalligkeiten bey geänderten #
sich ex aequo et bono zu berathschlagen,
jedoch meine Famile, die Frau Wittib Mungersdorf,
den mit 300 R[eic]hst[a]l[e]r schein vielleicht herankommen
sollen nicht unter dem 10ten Theil
benachtheiligt werden.
Stirbe ich auf dieser Reise, so solle Med.
Bettendorf, in desen gelegen[er] Gesellschaft ich reisete,
ein schon Kupferstich in Glas und Rahm fur
3 ad 4 Carol erhalten.
Die H[erren] Executoren werden in meo exemplo
pro Patria etwas unternehmen, doch
kann sich das zu sehr beschaftigte noch
entschuldigen.
Gilt dieses Testament nicht als ein formliches,
so gelte es als pro bona causa auf jede
ihm gebuhrende Weise.
Si superstes ego aliae
## ad meliora[m] Fidem et
San## eodem F[erdinand] Wallraf
[fol. 22v–23v unbeschrieben]
fol. 24r
Fur die jenseits angezeigte 300
R[eic]hst[a]l[e]r ersuche ich sie zu meiner
Intention 200 Messen nach ihrem
Beliebigen austheilen, besonders durch
# junge anfangende oder arme
Priester lesen zu lassen, daß andere noch
übrige unter arme Haushaltunge[n]
besonders auch von Alexius und mir verwandte
Wallrafs Namen – ein Schneider am Hof
und ein Kammmacher auf dem Brand gesam-
ter 20, die andren in d[er] Sant Mergen Capela
und Dompfarrer aus zutheilen. Die Messen waren nur
beleib mir h. de. ## am Dom; die übrigen zu S. Mergen, St. Martin und
Alban gelesen werden. F[erdinand] Wallraf Prof[essor]
[am Rand:] So viel sie selbst lesen # rechnen sie
sich 20 R[eichs]t[aler] 24 Stüber