„Unser Wallraf ist – nicht mehr unter den Irdischen“
– die Reaktionen auf Wallrafs Tod

Sebastian Schlinkheider

Kurznachruf auf Ferdinand Franz Wallraf, Kölnische Zeitung (Nr. 46, 20. März 1824, Titelblatt)
Bildnachweis: USB Köln, gemeinfrei,

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Direkt auf der Titelseite und naturgemäß einsortiert in die Kategorie „Preußen“ druckt die überregional wahrgenommene Kölnische Zeitung in der Ausgabe des 20. März 1824 einen knappen, aber prominent platzierten Nachruf anlässlich eines allzu lokalen Trauerfalls. Er beginnt mit den Worten: „Unser Wallraf ist – nicht mehr unter den Irdischen.[1] Trotz ihrer Prägnanz erscheint die Meldung eigentümlich intim, vermutlich aufgrund der feierlichen Formulierung, ebenso wie durch die geradezu innig-solidarische Vereinnahmung „unseres“ Wallrafs. Die Todesmeldung in der von Wallrafs Weggefährten Marcus DuMont (1784–1831) verlegten Zeitung fährt mit einem Rückblick auf dessen letztes Lebensjahr fort, der die allgemeine Wertschätzung und den schmerzhaften Verlust für die Stadt zum Ausdruck bringen soll: „Schon seit einigen Jahren drohte ein sichtbares Abnehmen seiner Körperkräfte, uns den Unersetzlichen zu rauben. Im letztverflossenen Jahre trugen die ausgezeichneten Beweise der Hochschätzung und des Wohlwollens, welche er bei der Feier seines Jubiläums von seinen Mitbürgern, und auf seiner nachherigen Reise in Uerdingen, Wesel, Xanten, Cleve etc. von vielen Verehrern empfing, offenbar dazu bei, ihn neu zu beleben.[2] Ein Hinweis auf die körperlichen Gebrechen des nunmehr beinahe 76-Jährigen erläutert die Umstände des Todes genauer und stellt zugleich Wallrafs offenbar ungebrochene geistige Aktivität heraus: „Allein sein reger Geist vermochte endlich nicht mehr, die hinfällige irdische Hülle aufrecht zu halten. Ein Schlagfluß [ein älteres Wort für Schlaganfall, Anm. d. Verf.] rührte diese vor vier Monaten, und die Folgen desselben rissen den edeln Jubelgreis im 76. Jahre seines Alters, dem 52. seiner Priesterwürde, aus unsrer Mitte, am 18. März ein Viertel nach 1 Uhr Morgens.[3]

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Schon beinahe hymnisch erscheinen die sich anschließenden – in Wallraf-Darstellungen ohnehin geradezu unvermeidlichen – Verweise auf seine Sammeltätigkeiten und die Schenkung an die Stadt: „In diesen Früchten seines Kunsteifers, die er mit so rastloser Mühe, mit so manchem Opfer, mit freiwilliger Verzichtung auf Bequemlichkeit des Lebens erkaufte, wird sein Name durch ferne Zeiten fortleben. Aber, was er selbst unserer Stadt in Belebung des Sinnes für alles Schöne und Gute war, ist unersetzlich.“ Das Fortbestehen seiner Sammlung wird also gewissermaßen als Denkmal mit dem durchaus üblichen Topos der Aufopferung Wallrafs[4] für Köln, die „Erbinn seiner reichen Kunstsammlungen“, festgeschrieben. Zugleich wird an Wallrafs öffentliche Tätigkeiten in der Stadt erinnert. Auffällig ist, dass diese Erinnerung offenbar vor allem Wallrafs Eigenschaft als Ästhetiker, Kunstkenner und Förderer kultureller Aktivität in Blick nimmt, während von seinen pädagogischen, naturwissenschaftlichen oder gestalterischen Aufgaben, vielleicht aus Gründen der Harmonisierung und Rücksicht auf die kritischen Stimmen manchen seiner Maßnahmen gegenüber[5], hier keine Rede ist.

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Abschließend werden die Kölnerinnen und Kölner – nicht ohne Verweis auf die Zugehörigkeit zum preußischen Königreich – noch einmal an die Köln-Ergebenheit des Verstorbenen erinnert: „Die Ehre Kölns war der Stolz in allem seinem Streben und Wirken. Wir dürfen indessen auch sagen, die Kölner nennen ihn mit Stolz ihren Mitbürger. So wie ihm schon im Leben die, durch hohe Beweise der Huld unsres erhabenen Landesvaters gekrönte, allgemeine Anerkennung seiner Verdienste geworden, so wird sie auch immer sein Andenken segnend begleiten.[6] Mit den „hohen Beweisen der Huld“ ist hier wohl neben der Pension, die König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) Wallraf gewährte, auch der Rote Adlerorden Dritter Klasse gemeint, immerhin der zweithöchste Verdienstorden Preußens.[7]

Totenzettel für Ferdinand Franz Wallraf, Druck (DuMont-Schauberg)
Bildnachweis: Totenzettelsammlung USB Köln, HAStK, Best. 1105, A 179, fol. 9v, gemeinfrei, Link

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Während dieser Nachruf vor allem Wallrafs Leistungen im Hinblick auf Köln hervorhebt, betont der ebenfalls bei DuMont-Schauberg erschienene Totenzettel[8] Wallrafs stärker dessen unterschiedliche Professionen und sein öffentliches Wirken. Er beginnt mit den Worten „Trauert, Kirche, Wissenschaft und Kunst! trauert, Bürger Kölns! um das Hinscheiden des Hochwürdigen Hochgelehrten Herrn Ferdinand Franz Wallraf“, der sodann in seiner Eigenschaft eines „Jubilarpriesters[9] der katholischen Kirche“, des „letzten Rektors der ehemaligen Universität zu Köln“, eines „Doktors der Weltweisheit[10] und der Arzneiwissenschaft[11]“ und „Kanonikus der alten Stifter zur h. Maria im Kapitol und zu den h. Aposteln in Köln“, „Ritters des Rothen Adler-Ordens dritter Klasse“ sowie schließlich eines „Mitglieds mehrerer gelehrten Gesellschaften“ charakterisiert wird.[12]

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In der darauffolgenden knappen Zusammenstellung seines Lebens überwiegen ebenfalls Schilderungen, die sich auf Wallrafs tatsächlichen Werdegang und seine persönlichen Eigenarten konzentrieren So ist dieser Totenzettel zwar sicherlich in seiner wertenden Absicht nicht minder idealisiert und überschwänglich formuliert, allerdings scheinen Details im Leben Wallrafs sehr viel deutlicher auf: „Ausgerüstet mit einem Reichthum von Kenntnissen, die er, bei vorzüglichen Natur-Anlagen, doch sonst ungünstigen Verhältnissen, nur durch eigenes Streben errungen, stand er da – beispiellos in seinem durch Mühen und Opfer jeder Art bethätigten Eifer für geistige Schönheit, trachtend einzig in allen Stürmen der Zeit, zu retten und zu sammeln Schätze des Wissens und der Kunst aus der Vorzeit, zu fördern Schönes für Gegenwart und Zukunft.

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Erst im folgenden Absatz taucht die „Verherrlichung Kölns“ dann doch auf, wird allerdings als Wesenszug unter mehreren anderen erwähnt: „So begeistert für die Verherrlichung des Dienstes Gottes, für öffentliche Veredlung überhaupt und besonders für den Ruhm der Vaterstadt, ward er der belebende Mittelpunkt aller auf diese Zwecke gerichteten Bestrebungen in seinem vielumfassenden Wirkungskreise.“ Auch durch diese Beschreibung wird Wallraf hier eine aktive Rolle in der Darstellung mit individuellen Akzenten zugebilligt, während er im Nachruf der Kölnischen Zeitung vor allem als Ausgangspunkt einer Selbstdarstellung der Stadt Köln und ihrer Bedeutung genutzt wird. Es folgen eine Beschreibung seiner positiven Rezeption „[i]m Auslande nicht minder, als in der Heimath“ sowie der etwas näher bestimmten Umstände seines Todes, bevor ein summarischer Segenswunsch den Totenzettel abschließt, der noch einmal „seinen einflußreichen Standpunkt im Leben“ hervorhebt.

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Ein weiteres Zeugnis einer unmittelbaren Reaktion auf den Tod Wallrafs stellt der Nachruf in der kurzlebigen[13] Kölner Zeitschrift Agrippina dar (namentlich auf die Gebiete Poesie, Literatur, Kritik und Kunst spezialisiert), der am 24. März 1824 erschien, also sechs Tage nach Wallrafs Ableben. Rhetorisch geschickt und zum ästhetischen Anspruch der Zeitschrift passend wird ein Auszug aus Wallrafs „Ode an Chrysostomus“ – einen spätantiken Prediger und östlichen Kirchenlehrer – genutzt, um das Leben ihres Autors zu charakterisieren: „Standhaft über die Fluthen des Lastermeers / Fuhr seiner Seele göttlicher Feuersturm / Brach nicht am Felsen trotzenden Menschengrimms.[14] Abgesehen davon, dass durch dieses Ummünzen der salbungsvollen Worte auf Wallraf – „gleichfalls passend, um dem Ehrensteine am Todtenhügel des Seligen eingegraben werden zu können[15] – nahezu eine Apotheose seiner Person vollzogen wird, verweist das Zitat auch auf das streckenweise konfliktbeladene öffentliche Leben des Kölner Sammlers: Man denke etwa an die Streitigkeiten mit dem Gymnasium Montanum in Reaktion auf die Ansätze Wallrafs zu einer Bildungsreform. Diese Aspekte hatte der Kurznachruf in der Kölnischen Zeitung, wie bereits erläutert, ausgespart.

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Kurz wirft der Nachruf ein Schlaglicht auf Wallrafs „thatenreiche[s] Leben“, das er, „die Früchte seines Strebens und Wissens um sich her versammelt, geziert mit der Bürgerkrone und dem Lorbeer“, beendet habe. Eine ausführliche „Darstellung des Lebens, der Verhältnisse, der Bildung, des Eifers, des Wirkens und der treuen Hingebung des Verstorbenen“ wird allerdings hier nicht unternommen. Stattdessen plane ein „hiesiger bekannter Schriftsteller, der das Menschen- und Kunstleben Wallrafs auszuarbeiten beginnt, jene Darstellung zur Übersicht des Ganzen in diesen Blättern“ – Es ist etwas unklar, auf welchen Schriftsteller sich diese Ankündigung konkret beziehen soll, allerdings liegt es nahe, dass der unten genauer betrachtete Schriftsteller und früheste Wallraf-Biograph Wilhelm Smets (1796–1848) gemeint ist. Seine Darstellung erschien allerdings ab dem 3. Juni 1824 im Beiblatt der Kölnischen Zeitung – in der Agrippina findet man über den Rest des einzigen Erscheinungsjahr 1824 hinweg keinen Hinweis mehr auf Wallrafs Leben. Der lateinische Satz „ultra posse nemo tenebitur“ (dt. Über das Können hinaus wird niemand verpflichtet sein), den die Redaktion mit Blick auf die Ankündigung „gerne“ einräume, mag ein Hinweis darauf sein, dass ein Erscheinen einer Wallraf-Biographie in der Agrippina bereits bezweifelt worden ist. Dennoch sei klar, „daß ein Werk über das Kunst-Streben des vortrefflichen Wallraf von dem größten Interesse für Jeden sein muss, dem die Sache des Schönen am Herzen liegt […]“. Trotz dieser verallgemeinernden Beteuerungen und des künstlerischen Zuschnitts ist der Nachruf auf Wallraf in der Agrippina insgesamt recht knapp.

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Eine zeitnahe Veröffentlichung, deren ambitioniertes Ziel darin bestand, Wallrafs ganzes Leben und Wirken einer ausführlichen Würdigung zu unterziehen, stellt die bereits erwähnte Wallraf-Biographie des Autors und Journalisten Wilhelm Smets dar. So heißt es in einer undatierten Notiz[16] des Archivars und Nachlassverwalters Johann Jakob Peter Fuchs (1782–1857): „Gleich nach dem Absterben des Herrn Professor Wallraf am 18 März 1824 hat dessen Freund und Testamentsvollzieher H[errn] Marcus Dumont-Schauberg eine biographische Skizze von Ferd. Franz Wallraf durch Herrn Smets unter Benutzung der im Nachlaß vorgefundenen Schriften angerfertigten [sic – es sollte wohl „anfertigen“ heißen] lassen und im Beiblatt der Kölnischen Zeitung vom 3 Juni und den folgenden veröffentlicht. Diese Biographie wurde noch besonders abgedruckt nebst Wallrafs Bildniß, nach einer Zeichnung von Carl Begas, kam in den Buchhandel und ist noch bei Dumont Schauberg zu haben.“ Wie der Beschreibung zu entnehmen ist, begann die Veröffentlichung der ausführlichen Darstellung Smets‘ am 3. Juni 1824 im Beiblatt der Kölnischen Zeitung und damit gerade einmal 77 Tage nach Wallrafs Tod. Die Publikation erstreckte sich in Teilkapiteln über neun Ausgaben[17], die nicht selten bereits auf der ersten Seite beganenn und diese komplett ausfüllten, über mehrere Monate hinweg bis zum 19. Dezember. 1825 erschien die Biographie noch einmal als eigenständiger Band.[18]

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Fuchs zufolge hat Smets seine Darstellung unmittelbar mithilfe der Nachlassakten Wallrafs erarbeitet. Dies macht die Schrift einerseits natürlich zu einem wichtigen zeitgenössischen Zeugnis seines Lebens, zumal Smets damit das Verdienst der ersten ausführlichen Biographie Wallrafs zuzurechnen ist. Auf der anderen Seite darf man den Altersunterschied zwischen Smets und Wallraf, der immerhin 48 Jahre betrug[19], und Smets‘ vor allem schriftstellerische Ausrichtung nicht außer Acht lassen. So ist der Text eine in einigen Teilen klar tendenziöse und ausgeschmückte Darstellung. Auf diese wertende Verarbeitung weist der Verfasser selbst bereits im Untertitel „Ein biographisch-panegyrischer Entwurf“ hin, stellt ein Panegyricus klassischerweise doch eine durchaus parteiische Lobrede[20] dar. Diesem Eindruck schließt sich auch Thierhoff an, die zwar darauf verweist, dass Smets „Wallraf noch persönlich kannte“ und seine Darstellung sicherlich „ein treffendes Bild der Zeit“ transportiere, die andererseits aber „heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen“ könne.[21] Insofern müssen Smets‘ Ausführungen immer mit kritischer Vorsicht betrachtet werden.

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Vielleicht ist es deshalb sinnvoller, in den Ausführungen vor allem eine Quelle für Wallrafs Bild in der Öffentlichkeit und den Wunsch der kulturellen Elite zu sehen, ihm eine posthume Würdigung zuteilwerden zu lassen, und weniger eine im Wortlaut zuverlässige Quelle zu Wallrafs Lebensereignissen. Dennoch: Auch in aktuellen Publikationen wird Smets – sicherlich auch in Ermangelung alternativer ausführlicher Darstellungen – als Gewährsmann für Aussagen über Wallrafs Lebensumstände angeführt, so etwa in Klaus Müllers Wallraf-Biographie von 2017, in der es heißt: „Das 1825 erschienene Werk des Domkaplans, Religionslehrers und Schriftstellers Wilhelm Smets, das er als ‚biographisch-panegyrischen Versuch‘ untertitelte, stellt heute eine wichtige Quelle dar. Denn Smets, der 1820 nach Köln kam, war mit Wallraf bekannt und konnte daher zuverlässig über sein Aussehen und Wirken, seine Religiosität und sein Sterben berichten.“[22]

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Trotz der zuvor genannten Vorbehalte soll eine Passage aus Smets‘ anschaulicher Beschreibung des letzten Lebensabschnittes Wallrafs ausführlicher hier wiedergegeben werden: „Allmählich dehnte sich die nachtheilige Einwirkung des Schlagflusses auch auf die Geisteskräfte mehr und mehr aus. Doch hatte er noch helle Augenblicke, wo sein sprühender Witz sich in seiner alten Lebendigkeit zeigte. So empfing er auch bei völligem Bewußtseyn das heil. Abendmahl, und als ihm, beim wiederholten Empfange desselben, die heil. Oelung ertheilt wurde, war seine Geisteshaltung seiner Gottergebenheit gleich. Er bethetete die Gebethe der Sterbenden kraeftig, inbrünstig und unerschüttert mit. Nach vollbrachter heiliger Handlung zeigte sich sein Gemüth so heiter und aufgeregt, daß die Umstehenden zu einander sagten: sieh! Das ist in Wahrheit noch einmal ganz unser Wallraf! Jubelnd brachte er die Gesundheit aus: Alaf Köln! – Aber leider war dieses seine letzte Aeußerung von Freude, das letzte Aufstreben seines Geistes in der irdischen Hülle. Am folgenden Tage waren seine Kräfte wieder sehr herabgesunken und sanken allmählig immer mehr, bis am 18. März, Morgens ein Viertel nach 1 Uhr, sein Geist das Irdische verließ. Mehrere seiner vertrautesten Freunde umstanden sein Sterbelager und getrauten sich lange nicht, vom tiefen, stummen Schmerze ergriffen, einander den großen, unersetzlichen Verlust zu gestehen.[23] Die literarische Verarbeitung und szenische Verdichtung in Smets‘ Text ist an dieser Passage besonders deutlich zu erkennen.

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Die Betrachtung der unterschiedlichen zeitgenössischen Reaktionen auf den Tod des einflussreichen Kölner Sammlers verdeutlicht, dass es vielfach in der Absicht der Autoren lag, über die Schilderung der Todesumstände und das Bekunden von Trauer hinausgehend auch die Bedeutung Kölns zu unterstreichen und die Leistungen des Verstorbenen dabei gewissermaßen zu instrumentalisieren. Fast immer ist eine idealisierende und positiv wertende Darstellung zu erkennbar. Gleichzeitig lassen sich durchaus voneinander abweichende Schwerpunktsetzungen erkennen, besonders im Bezug auf die jeweils als denk- und erinnerungswürdig herausgestellten Eigenschaften oder Tätigkeiten Wallrafs sowie die aus seinem Leben berichteten Ereignisse und persönlichen Informationen. Insgesamt eröffnet eine Betrachtung der unmittelbaren Reaktionen[24] auf Wallrafs Tod interessante Rückschlüsse einerseits auf Wallrafs Bild und Stellenwert in der zeitgenössischen Öffentlichkeit, andererseits aber auch auf die den Darstellungen zugrundeliegenden Intentionen.


Anmerkungen

[1] Kölnische Zeitung, Nr. 46, 20. März 1824, Titelblatt.

[2] Ebd. Über diese „letzte längere Reise“ des „hochbetagte[n]“ 75-jährigen Wallraf an den Niederrhein, die interessanterweise längst nicht in allen Publikationen zu Wallrafs Leben Erwähnung findet, berichtet Thierhoff ausführlicher, vgl. Bianca Thierhoff, Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824). Eine Gemäldesammlung für Köln, Köln 1997, S. 76. Vgl. auch Wihelm Smets, Ferdinand Franz Wallraf. Ein biographisch-panegyrischer Entwurf, Köln 1825, S. 81 und Klaus Müller, Ferdinand Franz Wallraf: Gelehrter, Sammler, Kölner Ehrenbürger, Köln 2017, S. 110.

[3] Kölnische Zeitung, Nr. 46, 20. März 1824, Titelblatt.

[4] Vgl. bspw. Joachim Deeters (Bearb.), Ferdinand Franz Wallraf. Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Köln vom 5. Dezember 1974 bis 31. Januar 1975, Köln 1974, S. 77, der den mit Wallraf befreundeten Professor Kramp zitiert (aus einem Brief Franz Picks an Wallraf 1811), Wallrafs habe „für seine undankbare Vaterstadt mit so vielen Aufopferungen gesammelt“, vgl. auch [Leonard Ennen] (Hrsg.), Ausgewählte Schriften von Ferdinand Wallraf. Hrsg. im Auftrag und auf Kosten des königlichen Commercienrathes Joh. Heinr. Richartz. Festgabe zur Einweihungsfeier des Museums Wallraf-Richartz, Köln 1861, S. III, wo „Wallrafs Nachlaß“ als „Frucht des mühevollsten Ringens, der größten Selbstopferung, und der mannigfachen Entbehrungen“ bezeichnet wird.

[5] Ein Beispiel ist Wallrafs Verhältnis zur Kölner Bildungslandschaft und seine Ansätze zur Schulreform, die zu Konflikten führte, vgl. Deeters, Ausstellung (wie Anm. 4), S. 10f., 30, u. 32–36 sowie Thierhoff, Gemäldesammlung (wie Anm. 2), S. 15; ein anderes ist Wallrafs Umbenennung der Kölner Straßennamen, vgl. Deeters, Ausstellung (wie Anm. 4),  S. 70–72 sowie Vanessa Skowronek, Ferdinand Franz Wallraf als Stadtreformer – Strategien und Konflikte (Masterarbeit), Köln 2017, S. 29–31.

[6] Kölnische Zeitung, Nr. 46, 20.3.2017, Titelblatt.

[7] Vgl. Deeters, Ausstellung (wie Anm. 4), S. 105. Der höchste Verdienstorden Preußens war der Schwarze Adlerorden. Vgl. zum Orden: „Von den in P. bestehenden Ritterorden und Ehrenzeichen wurde der schwarze Adlerorden 1701 von König Friedrich I., der rothe Adlerorden 1734 vom Markgrafen Friedrich Karl zu Baireuth gestiftet, allein 1792 zum zweiten Ritterorden des preuß. Regentenhauses erklärt und 1830 in vier Classen getheilt […].“ Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Art. „Preußen“, Bd. 3, Leipzig 1839, S. 561–574, hier: S. 571.

[8] Ein Digitalisat des Totenzettels Wallrafs findet sich in der Totenzettelsammlung der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Der Totenzettel ist auch Bestandteil einer Archivakte: HAStK, Best. 1105 (Ferdinand Franz Wallraf), A 179 (Wallrafs Begräbnis), fol. 9v. Vgl. als knappe Erläuterung der Funktion von Totenzetteln im Allgemeinen auch die Startseite der Totenzettelsammlung. So fanden diese Texte beispielsweise im Rahmen der Trauerfeier, als Benachrichtigung der Angehörigen oder als öffentliche (zum Teil in Zeitungen abgedruckte) Todesanzeigen Verwendung.

[9] Wallraf hatte 1823 ja – neben seinem 75. Geburtstag – auch sein 50-jähriges Priesterjubiläum gefeiert.

[10] Ein Doktortitel in Philosophie lässt sich für Wallraf nicht belegen, auch wenn er gelegentlich (etwa auf der heutigen Gedenktafel am Wallrafplatz) genannt wird. Wahrscheinlich ist, dass in der Rezeption aus dem Magister Artium ein Doktortitel geworden ist. Vgl. Vanessa Skowronek, Wallraf-Rezeption im urbanen Raum – eine Bestandsaufnahme, in: Gudrun Gersmann/Stefan Grohé (Hrsg.), Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824) – Eine Spurensuche in Köln (DOI: http://dx.doi.org/10.18716/map/00001), in: mapublishing-lab, 2016,
URL: http://wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de/wallraf-in-koeln/wirken-und-nachwirkung/wallraf-rezeption-bestandsaufnahme/ (28.3.2018). Vgl. dazu Peter Stauder, Die Hochschulschriften der alten Kölner Universität 1583–179: Ein Verzeichnis, München 1990, S. 166. Auch Deeters, Ausstellung (wie Anm. 4) erwähnt dies nicht.

[11] Wallraf war Lizenziat und später sogar Doktor der Medizin – unter dem Dach der Medizinischen Fakultät waren damals nahezu alle Disziplinen versammelt, die heute als naturwissenschaftlich bezeichnet werden. Wallrafs Tätigkeiten als Mineraloge, Botaniker und Naturhistoriker wurden daher der „Arzneiwissenschaft“ zugeordnet.

[12] Auch im Original Genitiv. Auf die Aufzählung folgt hier ein doppeltes „Etc.“, wobei das „et“ als tironisches Et („⁊“) gesetzt ist.

[13] Die Zeitschrift erschien lediglich im Jahr 1824, bevor sie verboten wurde. Karin Vorderstemann, Art. „Rousseau, Johann Baptist“, in: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.), Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. Begründet von Walther Killy, Bd. 10, Berlin / New York ²2011, S. 68f., hier: S. 68.

[14] Ferdinand Franz Wallraf, Ode an Chrysostomus, zit. n. O. A. Nachruf auf Ferdinand Franz Wallraf, in: Agrippina. Zeitschrift für Poesie, Literatur, Kritik und Kunst, Nr. 37 vom 24. März 1824, S. 148.

[15] Ebd.

[16] HAStK, Best. 608 (Kulturdezernat), A 163 (Wallrafs Testament), fol. 8a. Die Notiz ist leider undatiert – es spricht aber manches dafür, dass Fuchs damit auf eine Anfrage Leonard Ennens (1820–1880), ebd., fol. 8, vom 15. Mai 1856 antwortet. Darin hatte Ennen sein Ziel angekündigt, „daß dem Manne, der auf den Dank der Stadt Köln den gerechtesten Anspruch hat, ein literarisches Denkmal gesetzt werde. Ich habe mir darum vorgenommen, eine Biographie des sel[igen] Ferd. Wallraf abzufassen“. Die dazu benötigten Nachlasspapiere Wallrafs könne Ennen, der aus Königswinter schrieb, aber nicht vor Ort einsehen: „Ich möchte mir darum an Ew. Hochwohlgeboren die ergebenste Anfrage erlauben, ob mir die fraglichen Papiere nicht für eine kurze Zeit gegen Revers hierher geschickt werden könnten; jegliche Verantwortlichkeit würde ich übernehmen.“ Fuchs‘ Notiz könnte die antwortende Einschätzung eines Sachverständigen darstellen, der sowohl auf die Smets-Publikation verweist (sie „kam in den Buchhandel und ist noch bei Dumont Schauberg zu haben.“) als auch ein bereits vorliegendes Inventar der Papiere Wallrafs anführen kann („Diese Papiere und Schriften bestehen nach dem vorhandenen Verzeichniß in Folgendem […].“). Fuchs war im fraglichen Jahr 1856 bereits 74 Jahre alt; er starb am 12. Februar 1857. Vgl. Hermann Keussen, Art. „Fuchs, Johann Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 49 (1904), S. 208–209 (Online-Version); URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13600167X.html#adbcontent

[17] Diese erschienen in den Ausgaben mit den Nummern 10, 13, 15, 17, 18, 20, 21, 23 und 24.

[18] Ein Digitalisat der Publikation ist online in den Digitalen Sammlungen Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf zu finden: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/titleinfo/3920434.

[19] Smets wurde am 15. September 1796 geboren, vgl. Friedrich Haagen, Art. „Smets, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 482–487 (Online-Version); URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118888722.html#adbcontent; Vgl. auch Götz Czymmek, Ferdinand Franz Wallraf im Bild, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 69 (2008), S. 271–302, hier: S. 272.

[20] Dass dies auch dem zeitgenössischen Verständnis eines „panegyrischen“ Textes entspricht, zeigt folgende Begriffsdefinition aus dem Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon von 1839: „Panegyrĭkus ist ein vom Griechischen hergenommener Ausdruck für Lobrede, auch Lobschrift, deren Zweck kein anderer eigentlich sein kann, als der, die wirklichen Vorzüge einer Person oder eines Gegenstandes in ein ehrenvolles Licht zu setzen und ihnen allgemeine Anerkennung zuzuwenden. Panegyrisch bedeutet folglich lobrednerisch […].“ Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Artikel „Panegyrikus“ (wie Anm. 7), S. 392.

[21] Vgl. Thierhoff, Gemäldesammlung (wie Anm. 2), S. 11.

[22] Müller, Wallraf (wie Anm. 2), S. 7.

[23] Smets, Wallraf (wie Anm. 2), S. 82f.

[24] Sicherlich ließen sich weitere, zum Teil ebenfalls ausführliche Darstellungen der Todesumstände Wallrafs anführen, unter denen sicher Leonard Ennen, Zeitbilder aus der neueren Geschichte der Stadt Köln, mit besonderer Rücksicht auf Ferdinand Franz Wallraf, Köln 1857 hervorzuheben ist. Sein Werk ist hier jedoch aufgrund des großen zeitlichen Abstandes zu Wallrafs Tod (33 Jahre) ausgeklammert worden. Ennen behandelt zwar Wallrafs Tod und Aufbahrung ebenfalls, vgl. ebd., S. 388–390, allerdings war Ennen zum Todeszeitpunkt Wallrafs erst vier Jahre alt, vgl. Hermann Keussen, Art. „Ennen, Leonard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 380–382 unter Ennen, Leonhard (Online-Version); URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11650577X.html#adbcontent; Seine Darstellung basiert deshalb naturgemäß auch auf den Informationen, die Wilhelm Smets‘ Biographie vermittelt, vgl. dazu auch Czymmek, Wallraf im Bild (wie Anm. 19), S. 297, Anm. 6.

Empfohlene Zitierweise
Sebastian Schlinkheider, „Unser Wallraf ist – nicht mehr unter den Irdischen“ – die Reaktionen auf Wallrafs Tod, aus: Elisabeth Schläwe / Ders., Letzter Wille mit großer Wirkung – Die Testamente Ferdinand Franz Wallrafs (1748–1824) (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00003), in: mapublishing, 2018, Seitentitel: Reaktionen auf Wallrafs Tod (Datum des letzten Besuchs).